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Abwasser

Kläranlage

Nach zweijähriger Bauzeit wurde am 07.11.1991 die neue Kläranlage in Germersheim in Betrieb genommen, um die vorhandene Kläranlage aus dem Jahre 1966 zu ersetzen. Sie ist auf eine Belastung von 46.000 Einwohnerwerten (EW) ausgelegt. Die derzeitige Auslastung liegt bei ca. 38.000 EW. Das Abwasser der Stadt Germersheim sowie den Gemeinden Lingenfeld und Westheim (seit 1992) sowie des Stadtteils Sondernheim (seit 1996) wird in dieser Kläranlage gemeinsam gereinigt.

Die Kläranlage ist mit einer dreistufigen Biologie ausgestattet und zählt zu den modernsten Anlagen in Rheinland-Pfalz. Sie wurde durch das Ministerium für Umwelt und Forsten am 13.11.2000 als ,,Vorbildliche kommunale Kläranlage" ausgezeichnet. Die Reinigungsleistung ist hervorragend, die durch Bescheid festgelegten Überwachungswerte werden weit unterschritten, was zu einer Kostenersparnis bei der Abwasserabgabe führt. Die Elimination von Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser führt zu einer biologischen Entlastung der Queich und des Rheins.

Funktionsweise

Was passiert eigentlich mit dem Abwasser in der Kläranlage Germersheim?

Die Abwässer der Stadt Germersheim mit dem Stadtteil Sondernheim sowie der Gemeinden Lingenfeld und Westheim, aber auch industrielle und gewerbliche Abwässer werden in der Kläranlage gereinigt. Hierfür werden Rechen, Sandfang, Schwimmstoffabscheider, Vorklärbecken, Belebungsbecken und Nachklärbecken benötigt.

Das zu reinigende Wasser wird über die Kanalisation der Kläranlage zugeleitet. Vor der eigentlichen Kläranlage befinden sich so genannte Regenrückhaltebecken, welche bei Starkregen als Puffer dienen, um die Kläranlage vor hydraulischer Überlastung zu schützen. Das gespeicherte Mischwasser wird nach dem Abklingen der Niederschläge in der Kläranlage gereinigt.


Danach durchströmt das Abwasser zwei parallel angeordnete Trommel-Feinrechen. Das anfallende Feinrechengut wird mittels einer Schneckenpresse entwässert, verdichtet und in einen Container abgeworfen.


Das Abwasser fließt nun in einen belüfteten Sandfang mit integriertem Leichtstoffabscheider. Hier wird Sand sedimentiert und von einer Sandfangpumpe in einen Container gefördert. Gleichzeitig werden Schwimmstoffe, wie z.B. organische Öle und Fette mit einem Schildräumer abgezogen und dem Faulturm zugeführt. Nach dem Sandfang gelangt das Abwasser in das Vorklärbecken. Bei dessen Durchströmung setzen sich die kleineren suspendierten Stoffe, meist organische Stoffe, auf Grund der langsameren Fließgeschwindigkeit gegenüber dem Sandfang, ab. Die Sinkstoffe lagern sich auf der Beckensohle ab und werden mit Hilfe eines Bodenschildes abgezogen und über Primärschlammpumpen dem Faulbehälter zugeführt.


Ist das Abwasser in der mechanischen Reinigungsstufe von Grobstoffen, Sand und Fett sowie ungelösten organischen Stoffen befreit worden, gelangt es in das Belebungsbecken. In der biologischen Reinigung werden die gelösten, organischen Stoffe mit Hilfe von Mikroorganismen abgebaut. Diese Vorgänge haben das Selbstreinigungsprinzip der Natur zum Vorbild. Beim Belebtschlammverfahren befinden sich die zum Abbau der organischen Stoffe benötigten Bakterienbiozönosen in einem zwangsbelüfteten, durchströmten Becken in der Schwebe. Die Versorgung der Mikroorganismen mit Sauerstoff geschieht mittels Belüftungsteller, die sich an der Beckensohle befinden. Diese sorgen auch für eine gute Durchmischung des Belebtschlammes mit dem Abwasser. Die Regelung der Luftzufuhr ist sehr wichtig, da die Belüftung ein sehr energieintensiver Prozess ist. Neben dem Kohlenstoffabbau beinhaltet die Kläranlage auch die 3. Reinigungsstufe, das heißt es werden Stickstoff und Phosphat zusätzlich eliminiert.

Beim Belebtschlammverfahren kommt es zu einem hohen Austrag an Belebtschlamm, deshalb ist die so genannte Nachklärung ein integraler Bestandteil von diesem Reinigungsprozesses. In den zwei Nachklärbecken mit einer Randwassertiefe von 3 Metern setzt sich der Belebtschlamm auf der Beckensohle ab und wird von einem langsam laufenden Bodenschild des Nachklärbeckenräumers zum Schlammtrichter befördert. Bei diesem rein physikalischen Trennvorgang bildet sich im oberen Bereich eine Klarwasserzone, aus der das gereinigte Wasser über eine rundumlaufende Überfallkante abfließt. Das gereinigte Wasser wird nun in die Queich eingeleitet.


Der sedimentierte Belebtschlamm wird zum großen Teil in das Belebungsbecken zurückgeführt, ein kleiner Teil wird als Überschussschlamm oder Sekundärschlamm entfernt. Eine Schlammeindickungsmaschine dickt ihn mittels Flockungsmittel auf ca. 1/6 des ursprünglichen Volumens ein und befördert ihn direkt zum Faulturm. Der Primärschlamm und der Sekundärschlamm werden in zwei Faulbehältern unter Sauerstoffabschluss und bei ca. 36°C ausgefault. Mikroorganismen bauen dort die organischen Bestandteile des Schlammes soweit ab, dass er in einen stabilen Zustand übergeht und nicht mehr fäulnisfähig ist. Nach der Entwässerung des Klärschlamms auf ca. 25 % Feststoffgehalt wird dieser der thermischen Verwertung zugeführt.


Das in den beiden Faulbehältern produzierte Faulgas wird in einem Gasbehälter zwischen gelagert, bis es je nach Bedarf an das Blockheizkraftwerk oder die Heizungsanlage abgegeben wird.


Das Faulgas, das einen Heizwert von rund 20 000 kJ/m3 hat, wird aus Wirtschaftlichkeitsgründen vorrangig im Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Es werden ca. 45 % des benötigten Strombedarfs der Kläranlage abgedeckt.